Samstag
Ursprünglich hatte ich
geplant, am Freitag direkt nach der Einweihung der neuen Realschule Jüchen
loszufahren. Ich wäre dann in ca. 4 Stunden beim Weserfreizeitzentrum in
Kalletal Varenholz gewesen und hätte dort einen Zwischenstopp mit Übernachtung
eingelegt.
Die Feier ging allerdings länger, als ich erwartet hatte, so dass ich erst
nach 15 Uhr wieder zuhause war. Also entschloss ich mich kurzfristig, mitten
in der Nacht los- und dafür dann nach Berlin durchzufahren.
Mein diesbezüglicher Entschluss geriet noch mal gefährlich ins Wanken, als
nachts um 2 Uhr (nach vielleicht 4 Stunden Schlaf) der Wecker losging. Aber
mein innerer Schweinehund wurde erfolgreich niedergekämpft und ich quälte
mich aus dem Bett.
Während ich zum wach
werden unter die Dusche sprang hatte mein PC genug Zeit, hochzufahren und im
Web meine E-Mails abzurufen. Frisch wie der Frühlingstau warf ich nach der
Dusche schnell noch einen Blick in meine beiden Weblogs – es waren keine
neuen Kommentare dazugekommen. Also: die E-Mails. Erst mal den ganzen Werbe-Müll
löschen und – oh, Mareike hat geschrieben. Wie bitte? Die Nachricht ist ein
Hammer: Sie ist – wohl seit einiger Zeit schon – in der Schweiz um dort zu
arbeiten. Gedankenverloren sitze ich mehrere Minuten vor meinem PC und denke
an vergangene Tage zurück – sie war eine meiner aller liebsten Schulsanis.
Und ihre Einladung, sie mal für ein paar Tage in der Schweiz zu besuchen,
zeugt wohl davon, dass wir Freunde geblieben sind – auch nachdem sie die
Schule verlassen hat und auch trotzdem wir uns in den letzten Jahren viel zu
selten gesehen haben. Plötzlich wurde mir bewusst, wie sehr ich die langen
Gespräche mit ihr am Lagerfeuer vermisse und kurz spielte ich mit dem
Gedanken meine Urlaubspläne kurzfristig zu ändern und in die Schweiz zu
fahren. Aber nein, das wäre albern. Ich will sie ja nicht überfallen.
Vielleicht besuche ich sie im Winter mal. Man wird sehen.
Ich
schaltete also den PC aus, packte die letzten Kleinigkeiten zusammen und schloß
dann die Wohnung ab. Es war inzwischen schon 2:40 Uhr. Jetzt noch schnell und
gaaanz leise das Fahrrad aus dem Keller geholt (wieso hab ich das nicht
gestern Abend schon auf dem Fahrradträger montiert?) und dann ging’s um
2.45 Uhr endlich los. Der alte Diesel machte unheimlich Krach – ich denke
mal spätestens jetzt wußte auch der letzte meiner Mitmieter in unserem Haus,
dass ich in Urlaub fuhr...
Die
Autobahn war herrlich frei und gemütlich, mit 90 km/h (viel mehr schafft mein
Schlumpf nicht – hoffnungslos untermotorisiert, der arme), öttelte ich gen
Osten. Um 7:00 Uhr kam ich in die kritische Phase: mein Hirn fühlte sich an
wie Pudding und ich musste mich wirklich anstrengen um mich aufs Fahren zu
konzentrieren. Lautes Mitsingen der Hits im Radio half auch nicht mehr, also fuhr
ich irgendwo zwischen Hannover und Wolfsburg von der Autobahn ab und frühstückte
erst mal bei McDonalds. Danach war ich wieder wach...
Um
kurz vor 10 Uhr hab ich es dann geschafft und erreichte Werder. Hier fand ich
nach kurzer Rücksprache mit dem DCC-Campingführer den Campingplatz
Riegelspitze und bekam einen schönen Stellplatz für den Schlumpf.
Nachdem ich den Wagen aufgestellt, angeschlossen und fertig eingerichtet hatte,
sollte ich eigentlich so fix und alle sein, dass ich mich was aufs Ohr haue
– aber nix da. Irgendwie war
ich immer noch hellwach. Also pilgerte ich zunächst über den Platz um
alles anzuschauen und dann – immer noch per pedes in den nahegelegenen (2
KM) Werder-Park – ein Einkaufszentrum mit Kaufland, Aldi, vielen kleinen
Shops und einem McDonalds (das ich aber keines Blickes würdigte). Ich kaufte
Wurst und Käse fürs Frühstück, etwas Bier für abends und eine kurze Hose!
Solche hatte ich nämlich – angesichts der Tatsache, dass es laut Kalender
Ende September war - einfach vergessen...
Zurück
beim Schlumpf zog ich mir die Shorts auch gleich an – bei 30° war es anders
nicht auszuhalten – und wanderte nochmals zum Biergarten am See, um mir ein
sehr billiges (nicht preiswertes!) Rahmschnitzel zu Gemüte zu führen.
Anschließend setzte mich gemütlich unter die Markise meines Schlumpfmobils
um ein gutes Buch zu lesen.
Als
ich wieder wach wurde war es schon früher Abend. Bei Erdnuss-Flips und Cola
konsultierte ich den Reiseführer Berlin bezüglich des morgigen
Tagesprogramms. Dann – gegen 19 Uhr – überkamen mich doch wieder die
Folgen der Reisestrapazen und ich begab mich zur Ruhe. Nach wenigen Minuten
Sat-TV war ich dann auf friedlich eingeschlafen...
Sonntag
Nach
dem Duschen in einer viel zu engen Dusche holte ich am platzeigenen Supermarkt
frische Brötchen und genoss zunächst ein ausgedehntes Frühstück unter der
Markise meines Schlumpfmobils. Es war schon wieder fast 30° C warm, als ich
gegen 11 Uhr nach Berlin aufbrach. Mit dem Bus fuhr ich zunächst nach Potsdam
Hauptbahnhof und von dort mit der S-Bahn weiter nach Berlin. Etwas überraschend
fand ich, dass plötzlich zwei Studenten mit Musikinstrumenten auftauchten und
auf Gitarre und Querflöte im Zug Musik machten. Danach liefen sie mit einem
Sammelbecher durch den Wagen. Die Berliner scheinen das gewohnt zu sein.
Unterwegs musste ich meine Route noch mal überdenken, da wegen
Gleisbauarbeiten kein S-Bahn-Verkehr zwischen Charlottenburg und Bahnhof Zoo möglich
war. Ich beschloss zunächst nach Neuköln zu fahren und auf den Spuren meines
aller ersten Nachtorientie- rungslaufes (NOL) hier in Berlin zu wandeln. Die
Streckenzettel hatte ich mitgebracht und machte mich frohgemut auf den Weg.
Nicht bedacht hatte ich, dass die Strecke damals bei Nacht schon ziemlich
anstrengend war - jetzt, bei 30°C und knallender Sonne war es die Hölle!
Aber ich schwelgte in schönen Erinnerungen an eine sehr harmonische
Schulsani-Gruppe und erreichte schließlich am späten Nachmittag das Ziel.
Anschließend fuhr ich nach Potsdam, und dann Richtung Werder zurück. Kurz
vor dem Campingplatz beschloss ich noch weiter nach Werder rein zu fahren und
den Fahrplan für den nächsten Tag zu checken. Neben dem Bahnhof entdeckte
ich dann einen Griechen, bei dem ich zu einem leckeren, aber auch teuren
Abendessen einkehrte. Am Abend setzte ich mich noch ein Stündchen unter die
Markise und schreibe Postkarten im Licht meiner Petroleum- Lampe.
Montag
Nach
dem Duschen ging’s heute ohne Frühstück direkt Richtung Werder und vom
Bahnhof dort mit der Regionalbahn nach Berlin Bahnhof Zoo. Ich besuchte dann
den Zoologischen Garten, wo ich ganze drei Stunden verbrachte. Anschließend fuhr
ich zum Potsdamer Platz, um mir das Sony-Centrum näher anzuschauen. Nach
einem ausgedehnten Bummel, bei dem ich erneut ans Brandenburger Tor kam und
aus dem bekannten Grund erneut den Plan, den Reichstag zu besuchen verwarf, fuhr
ich zum Alexanderplatz und liess mich auf etwas über 200m über Berlin fahren
– im Funkturm. Hier hatte ich eine tolle Aussicht über die Stadt. Am roten
Rathaus unter mir schien es einen wichtigen Empfang gegeben zu haben. Von oben
beobachtete ich einen Korso von mindestens zwanzig Polizei-Motorrädern vor
zehn schwarzen Limousinen und dann weiteren Polizei- und Rettungsfahrzeugen.
Sieht lustig aus, wie die sich ihren Weg durch die Stadt bahnen. Wieder unten
lief ich zum roten Rathaus und von dort zum Museumshafen. Vom Bahnhof
Jannowitzer Brücke ging’s nach Kreuzberg, wo ich eine Comic-Galerie
besuchen wollte. Leider schloß diese gerade als ich ankam. So fuhr ich von
dort nach Potsdam und dann zum Campingplatz zurück. Den Abend verbrachte ich
wegen akuter Fuß-Schwäche bei einem guten Buch, Musik und Lübzer Export...
Das Sony-Centrum
Das rote
Rathaus
Der Funkturm
Dienstag
In
der Nacht hatte es irgendwann angefangen zu regnen. Ich hatte immer noch dicke
Füße und beschloss, heute einen Faulenzer-Tag einzuschieben. Gegen 10 Uhr hörte
der Regen auf und ich holte mit dem Bike frische Brötchen. Danach lag ich
bis 14 Uhr im Schlumpf, sah abwechseln fern und in mein Buch. Dann schwang ich
mich doch noch auf – auf mein Radl und fuhr nach Werder um die Altstadt
anzuschauen. Im Anschluss fuhr ich noch am Werder-Park vorbei um einzukaufen
und bei McDonalds den Monopoly-Mac zu testen. Dann ging’s wieder zum
Schlumpf und ich ließ den Tag gemütlich ausklingen. In der Nacht wurde es
erstmals bitterkalt und ich musste die Heizung starten.
Mittwoch
Zum
letzten Mal ging’s heut nach Berlin. Zuerst besuchte ich das DRK-Generalsekretariat
an der Carstennstrasse. Dann ging’s weiter zur Invalidenstr., wo ich eine
Stunde durch das Museum für Naturkunde lief. An der Charité vorbei kam ich
wieder zum Reichstag – die Schlange war auch heute nicht kürzer. Ich fuhr
dann anschließend noch mal zum Bahnhof Zoo und suchte das Theater des
Westens, wo das Musical Les Miserables aufgeführt wird. Ich sinnierte ein
paar Minuten darüber, ob ich mir das Musical noch ein drittes mal anschauen
sollte – Interesse hatte ich schon. Eine Aufführung am heutigen Abend hätte
auch – laut einem netten Mädel an der Theaterkasse – in jeder
Preiskategorie noch Plätze frei gehabt. Allerdings fand ich den Preis von
67,-- Euro für die günstigste Kategorie dann doch etwas übertrieben und
verwarf den Plan. Ich fuhr mit
der U-Bahn an die Krumme Lanke und machte einen gemütlichen Spaziergang.
Anschließend ging’s weiter nach Potsdam und weil es grad erst 15:30 Uhr war,
beschloss ich, Potsdam eines zweiten Blicks in Form einer Stadtbesichtigung zu
würdigen. Ich fand später hier eine Pizzeria und staunte über das
Preis-Leistungs-Verhältnis: eine wirklich gute und reichlich gefüllte Pizza
Calzone bekam ich für 3,50 Euro! Eigentlich wollte ich danach noch ein
Internet-Café im Bahnhof nutzen um meine Mails zu lesen – aber die verlangten
(wie in einem schlechten Film!) tatsächlich erst eine Kundenaufnahmegebühr!
Also fuhr ich wieder zum Campingplatz, bezahlte meinen Aufenthalt und baute
schon mal die Markise ab. Morgen sollte es weiter gehen – nach Bremen.
Das
DRK-Generalsekretariat
Im Naturkundemuseum
Potsdam's Stadt-Tore
Donnerstag
Beim Starten heute
morgen stieß der Schlumpf fette blaue Wolken aus und ich machte mir schon
ernsthafte Sorgen. Aber nach fünf Minuten Fahrt war alles wieder normal und
es ging los Richtung Autobahn. Um 14:30 Uhr erreichte ich den Campingplatz in
Bremen und musste noch eine halbe Stunde warten, da noch Mittagspause war. Um
15 Uhr konnte ich mich anmelden und bezog einen sehr schönen Stellplatz. In
Rekordzeit hatte ich den Schlumpf aufgestellt, den Strom angeschlossen, die
Fenster abgedeckt und die Sat-Schüssel ausgerichtet. Schon um 15:30 Uhr saß
ich im Bus Richtung Zentrum. Hier versorgte ich mich erst mal mit ein paar
Infos, was es in Bremen Neues zu entdecken gibt. Unter anderem wurde ich auf
eine neue Raumfahrtausstellung am Flughafen und eine neue Attraktion im
Rhododen- dron-Park aufmerksam. Auf der Rückfahrt kaufte ich noch ein paar
Lebensmittel und Brötchen ein. Dann ließ ich es mir im Schlumpfmobil gut
gehen. Der Abend wurde genutzt um einen Großteil dieser Zeilen ins Notebook
zu tippen und dabei fern zu sehen.
Freitag
Heute
ging’s zunächst zum Flughafen. Die Ausstellung war nicht sehr groß, aber
doch ziemlich interessant. Hier fand sich auch der Hinweis, dass im Übersee-Museum
ebenfalls eine Raumfahrtausstellung sei. Hab ich dann gleich mal vorgemerkt.
Dann
war ich in der City shoppen. Bin durch das Schnoor-Viertel gewandelt und hab
dann am Marktplatz mittags einen Snack verputzt – dazu ein frisches Kräusen.
Wat mut, dat mut... Dort hab ich dann auch gut ein Stündchen in der Sonne
gesessen und gelesen.
Nachdem
ich noch das ein oder andere Buch erworben hatte, bin ich dann zum Übersee-Museum
gefahren und hab mir die Ausstellung angeschaut. War nicht schlecht gemacht
– man konnte ein paar Tests ausprobieren, die Astronauten über sich ergehen
lassen müssen. Das restliche Museum hab ich mir dann nicht mehr angesehen,
weil ich das ja von meinem Besuch im letzten Winter noch kannte.
Ich
hatte außerdem schon wieder dicke Füsse ;o) also bin ich zum Campingplatz
zurückgefahren und hab’s mir dort gemütlich gemacht. Abends hab ich dann
den Fehler gemacht, im Campingplatz-Restaurant essen zu gehen. Aufbackpizza...
brrr...
Der
Dom
Die
Stadtmusikanten
Das Schnoor-Viertel
Am
Marktplatz
Bierkutsche vor dem Rathaus
Samstag
Am
Samstag habe ich dann die Rückreise angetreten. Ich hätte zwar noch einen
Tag dran hängen können, aber der Wetterbericht verhieß nichts gutes, also
hab ich mich auf den Heimweg gemacht. Die Fahrt verlief problemlos; gegen 16
Uhr war ich wieder zu Hause.